Die Erleichterung nach dem TMS – und die Frage: Was kommt jetzt?

Endlich ist der TMS geschafft! Nach Wochen der intensiven Vorbereitung und der Aufregung am Testtag ist die Erleichterung erst einmal groß. Die Spannung bis zur Ergebnisverkündung bleibt allerdings noch spürbar und man fängt an, sich Gedanken in verschiedenste Richtungen zu machen. „Was, wenn mein Ergebnis nicht reicht und ich doch keinen Studienplatz bekomme?“ oder „Welche Uni setze ich nach ganz oben auf meine Priorisierungsliste, wenn ich es doch schaffe?“

Letztendlich gibt es zwei Ausgänge: Das TMS-Ergebnis ist gut und reicht aus, damit Du bei der Bewerbung deine Chancen verbesserst – oder das Ergebnis ist nicht wie erhofft.

Hier bekommst du einen Überblick über die nächsten Schritte, worauf Du achten solltest bei der Platzierung Deiner Bewerbungen und was Du tun kannst, falls der Test nicht so lief wie erhofft.

-> Scenario 1: Du hast ein Top-TMS-Ergebnis – herzlichen Glückwunsch!

Den TMS zum eigenen Vorteil nutzen

Jetzt geht es darum, den TMS möglichst gut für Dich einzusetzen. Es gibt Universitäten, die den TMS besonders stark gewichten und andere, bei denen der Abiturschnitt das meiste ausmacht. Es kann auch gut sein, dass einige der beliebtesten Universitäten in Deutschlands Großstädten so plötzlich sehr erreichbar werden. Du wolltest schon immer in Berlin studieren? – Der TMS macht es möglich!

1. Tipp: Informiere Dich, wie stark der TMS bei welcher Uni gewichtet wird.

Beispiele:

– LMU München: Der Abischnitt wird durch ein TMS-Ergebnis von 70-79% um 0,2 Punkte und bei ≥ 90% sogar um 0,8 verbessert, somit wird das TMS-Ergebnis in der Bewerbung mit dem NC kombiniert

– Charité Berlin: 60% der Studienplätze werden durch das AdH (Auswahlverfahren der Hochschule) und 10% über die ZEQ (zusätzlichen Eignungsquote) vergeben. Bei der Erstellung der Ranglisten im AdH und der ZEQ ist es durch den TMS möglich je 60 bzw. 50 Punkte von höchstens 100 Punkten zu erlangen. Zusätzlich zählt in das AdH die Abiturnote und eine andere Vorbildung/praktische Tätigkeit und in die ZEQ eine Berufsausbildung sowie Berufstätigkeit hinein

– Universität Heidelberg: Die Verteilung der Studienplatzvergabe mit 60% für das AdH und 10% für die ZEQ ist gleich der in Berlin. In der ZEQ wird der TMS mit 90% neben praktischen Tätigkeiten oder Ausbildungen besonders stark gewichtet. In das AdH zählt der TMS zu 44%, zusätzlich das Abitur und zu einem kleinen Teil praktische Tätigkeiten oder Ausbildungen. WICHTIG: Die Uni Heidelberg bietet einen eigenen Eignungstest: „IKM – Interaktionelle Kompetenzen Medizin“, welcher zu 5% in der ZEQ gewertet wird

Es gibt online Rechner, mit denen man seine Chancen bei verschiedenen Unis berechnen kann. Außerdem veröffentlichen viele Unis, wie der TMS im AdH und der ZEQ an der jeweiligen Hochschule exakt berechnet wird.

Priorisierung: Besteht ein Risiko?

Ist es riskant, auf den höheren Plätzen Deiner Priorisierung Universitäten anzugeben, an denen Du vielleicht nicht angenommen wirst?

Nein! Solange du nach dem Prinzip „Je mehr, desto besser“ arbeitest. Auf Hochschulstart bzw. AntOn kannst Du Dich innerhalb eines Studiengangs an so vielen Hochschulen wie du möchtest bewerben. Wenn Du das nutzt und es bei allen versuchst, kannst du nichts verlieren. Solange du irgendwo in deiner Bewerbungsliste eine Uni hast, an der du relativ sicher angenommen wirst, macht es nichts, wenn du an allen, die weiter oben sind, nicht angenommen wirst.

2. Tipp: Bewirb dich an so vielen Universitäten wie möglich.

Die Platzierung der Uniwünsche

Hart, aber wahr: Nur die Zusage der am höchsten priorisierten Hochschule zählt, bei allen niedrigeren scheidest du automatisch aus dem Bewerbungsverfahren aus, egal ob du angenommen wurdest oder nicht. Du kannst also leider nicht abwarten und schauen, welche Unis Dich annehmen, um dann daraus auszuwählen.

Diese Lektion musste ich selbst schweren Herzens lernen.

Ein kleiner Erfahrungsbericht

Natürlich machte ich mir vor dem Beginn des Bewerbungsverfahrens viele Gedanken um die richtige Reihenfolge meiner Bewerbungen. Für mich war aber klar, meine absolute Wunsch-Uni stand auf Platz 1. Auf Platz 2 setzte ich dann meine Wunsch-Stadt. Eine Zusage von den beliebtesten Universitäten (z.B. Berlin, München) sah ich trotz gutem TMS-Ergebnis als sehr unrealistisch an, was aber auch an meiner unzureichenden Recherche im Vorhinein lag. Trotzdem wollte ich es auch dort versuchen, einfach um zu wissen, ob ich könnte, wenn ich wollte. Für die Plätze 3 und abwärts musste ich jetzt abwägen: Wäre es mir wichtiger, in einer Stadt in der Nähe meiner Wunsch-Stadt zu studieren oder an einer der großen, beliebten Universitäten. Ich wählte einen Mittelweg und setzte 2 Universitäten aus kleineren Orten nahe meiner Wunsch-Stadt auf die Plätze 3-4 und darunter die Unis der beliebten Großstädte. Danach kamen alle anderen Universitäten, bei denen ich die Reihenfolge nach meiner Lust auf die jeweiligen Städte sortierte.

Dann kam der Tag des zentralen Verfahrens für das AdH und die ZEQ und am Nachmittag trudelten auf einmal gleichzeitig einige Zulassungsmails bei mir ein. Mit einer Sekunde auf die andere hatte ich einen sicheren Studienplatz für Humanmedizin! Aber was mir schlagartig auch bewusst wurde: Unwiderruflich war ich genauso plötzlich auf allen tiefer priorisierten Universitäten ausgeschlossen, für die ich eben noch eine Zusage bekommen hatte. Hier ging es nicht nur darum eine Zusage zu bekommen, sondern darum wo ich meine nächsten Jahre verbringen würde. Noch einmal checkte ich meine damals so leichtsinnig getroffene Reihenfolge der Unis, um sicher zu gehen, dass mir die Unis weiter oben auch wirklich am wichtigsten waren. Sofort viel mir auf, dass das nicht der Fall war. Jetzt, wo meine vorherigen Gedanken Realität wurden, wusste ich: Ich wäre viel lieber an einer beliebten Unis in einer Großstadt, die am anderen Ende von Deutschland lag, als an einer Uni in einer kleinen Stadt, die 1-2 Stunden entfernt von meiner absoluten Wunsch-Stadt lag. Panisch löschte ich meine Bewerbungen auf Platz 3 und 4 – im Hinterkopf die Angst, dass ich an den Universitäten in den Großstädten in jeder Sekunde ausgeschlossen werden könnte, sobald eine Uni weiter oben mich annehmen würde. Erst später bemerkte ich, dass man auch während des Verfahrens noch die Reihenfolge ändern konnte, ich hätte also die Bewerbungen nicht löschen müssen, sondern hätte sie einfach weiter nach unten setzen können.

3. Tipp: Gehe bei der Priorisierung der Universitäten immer davon aus, dass du bei deiner 1. Wahl angenommen werden könntest – und damit alle Unis weiter unten automatisch ausscheiden.

4. Tipp: Die Priorisierungsreihenfolge lässt sich zur Not auch während des Auswahlverfahrens anpassen.

Ein zweites Dilemma beschäftigte mich ebenfalls. Es gibt auch die Möglichkeit während des laufenden Verfahrens die Zusage einer Uni anzunehmen, wodurch man automatisch aus allen weiteren Bewerbungen ausscheidet. Auch das sah ich als Möglichkeit, als ich in einer der Universitäten der großen Städte angenommen wurde, noch nicht aber in meiner Wunsch-Stadt oder Wunsch-Uni auf Platz 1 und 2. Ich war ca. eine Stunde lang hin- und hergerissen, was ich nun wirklich wollte. Wieder holten mich die Zweifel an meiner vorherigen Reihenfolge ein und ich verzweifelte etwas daran, nun unter so einem ungewissen Zeitdruck noch einmal eine Entscheidung treffen zu müssen. Dieses Mal spürte ich das Gewicht der Entscheidung eindeutig und die Möglichkeit, es später zu bereuen beängstigte mich etwas. Nachdem ich mit ein paar wichtigen Personen, die zu der Zeit bei mir waren, gesprochen hatte, konnte ich mich wieder beruhigen und erinnerte mich auch an meine damaligen Gründe für die erste Priorisierung.

5. Tipp: Setze möglichst von Anfang an eine Reihenfolge fest, hinter der du wirklich stehst, damit du später nicht in den Zugzwang gerätst.

Nach und nach erreichten mich immer mehr Zusagen und ich musste mich in den nächsten Stunden erstmal daran gewöhnen, dass das Medizinstudium jetzt auf einmal Realität geworden war, für das ich so viel gearbeitet und gelernt hatte. Für eine lange Zeit hatte es als motivierendes Ziel am Ende gestanden und jetzt war es plötzlich zu einem sicheren nächsten Lebensabschnitt geworden. Am nächsten Tag sah ich, dass ich über Nacht noch weitere Zusagen bekommen hatte, die natürlich schon längst wieder ausgeschieden waren. Zu meinem großen Glück hatte ich auch endlich die Zusage von meinem 2. Platz bekommen. Jetzt war ich mir auch vollkommen sicher, dass ich am Tag zuvor die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Außerdem, dachte ich mir, könnte ich mich zur Not im nächsten Jahr erneut für eine der anderen Städte bewerben, falls ich doch unzufrieden wäre. Etwas trauerte ich nämlich schon den großen beliebten Universitäten nach, die kurz zum Greifen nah aber nun ausgeschlossen waren.

Einen Erfahrungsbericht vom Testtag findest du hier -> Meine TMS Erfahrungen: Testtag und Vorbereitungstipps, wie ich 98 % erzielt habe

Hochschulzulassungen durch den TMS um 17:37 Uhr vor der Änderung der Reihenfolge durch Löschen von Bewerbungen, mehrere Zusagen gleichzeitig bleiben ca. 1 Stunde lang bestehen:

Hochschulzulassungen Humanmedizin durch den TMS um 17:37 Uhr

Hochschulzulassungen durch den TMS um 17:59 Uhr, neue Reihenfolge, wieder mehrere Zusagen parallel:

Hochschulzulassungen Humanmedizin durch den TMS um 17:59 Uhr

 

Hochschulzulassungen durch den TMS am nächsten Tag, nur noch die am höchsten priorisierte Zulassung bleibt bestehen:

Hochschulzulassungen Humanmedizin durch den TMS am nächsten Tag

Wie entscheide ich mich für die beste Platzierung?

Da es bei der Festsetzung der Reihenfolge der Bewerbungen um die nächsten Jahre Deines Lebens und damit die spannenden Jahre des Student*innen-Lebens geht, solltest du diese Entscheidung bewusst treffen. Eine Pro- und Kontraliste kann hierbei helfen.

– Mach dir Gedanken darüber, was dir am wichtigsten ist. Ist es das warme Wetter in Süddeutschland, die gute Mentalität der Leute in deiner Lieblingsstadt, die eine top bewertete Universität mit diesem bekannten Professor, die Nähe zu den Niederlanden oder Paris für Wochenendtrips, die wunderschönen Seen oder Bergen im nahen Umland, die Freiheit und Anonymität einer Großstadt, der Schwerpunkt der medizinischen Lehre an einer bestimmten Uni, das Kleinstadtgefühl, dass man an jeder Ecke Kommiliton*innen treffen kann, die Nähe zu deinen Freunden oder deiner Familie, die berühmte Partneruniversität für ein Auslandssemester in ferner Zukunft, soll es der Modellstudiengang oder Regelstudiengang sein?

– Gute Recherche: Nimm Dir Zeit, dich über die Universitäten und deren Angebote zu informieren. Vieles kann im Studium variieren, sei es das Studienmodell, die praktischen Anteile im Studium, der Lehrplan, das Verhältnis des Lehrpersonals zu den Studierenden, der Schwerpunkt der medizinischen Lehre, die kooperierenden Kliniken oder Einrichtungen, die Partneruniversitäten, die Möglichkeiten des Uni-Wechsels, die Lehrmethoden und Materialien usw. – Was gefällt dir am besten?

– Städte mit Medizin-Universitäten im Umkreis besuchen: Besichtige die Orte, an denen du dir vorstellen kannst, dich zu bewerben. Schau Dir besondere Stadtviertel, kulturelle Angebote oder die Aufenthaltsorte in der Natur dieser Stadt an. Und ganz wichtig: Der Medizincampus, denn hier wirst du dich in Zukunft besonders häufig aufhalten. Kannst du dir vorstellen, in dieser Stadt zu leben und studieren, fühlst du dich hier wohl?

– Nimm Kontakt auf: Häufig findet man nicht so einfach alle Informationen über eine Universität im Internet – schreibe doch einfach eine kurze nette Email und schon bist du um einiges schlauer!

– Hol Dir Erfahrungen aus erster Hand: Hochschulen bieten häufig Tage der offenen Tür an, manchmal darf man auch als Gasthörer an Vorlesungen teilnehmen, um sich ein Bild zu machen. Sprich mit anderen Studierenden oder Bewerber*innen über ihre Erfahrungen, das kann neue Sichtweisen und Ideen eröffnen

-> Scenario 2: Was tun, wenn der TMS nicht wie erhofft lief?

Möglichkeiten wie Freiwilligendienst, HamNat, andere Studiengänge

Nicht verzweifeln. Es gibt viele Wege ins Medizinstudium. Auch wenn es mit dem TMS nicht so gut lief.

– TMS wiederholen: Nutze deine Erfahrungen aus dem ersten Durchgang und arbeite so gezielt mit einer besserten Vorbereitungsstruktur, nächstes Mal schaffst du es bestimmt! Hole Dir dafür hier weitere Tipps -> TMS Vorbereitung 2025

– Wartezeit nutzen: Praktische Erfahrungen werden von den Hochschulen ebenfalls gewertet. Nutze die Wartezeit, um deinen Horizont zu erweitern und gleichzeitig deine Chancen für das Studium zu steigern. Hier zählen Dinge wie bestimmte FSJ, Ausbildungen oder Praktika, alles im Gesundheitsbereich

– Im Medizinstudium es ist irgendwann Pflicht, ein Pflegepraktikum zu absolvieren. Es kann im Studium entlasten, wenn das Praktikum schon erledigt ist. Das wäre ebenfalls eine Überbrückungsmöglichkeit bis zum nächsten TMS

– Alternativen finden: An manchen deutschen Unis spielt auch der HamNat eine große Rolle (HAM-Nat 2025 – Übersicht). Auch das Studium im Ausland kann eine Möglichkeit sein, außerdem gibt es naheliegende Studiengänge zur Medizin, die Deinen Interessen entsprechen könnten. Mehr zu Deinen alternativen Möglichkeiten: Medizin studieren ohne NC

Letzter Tipp: Der TMS ist nur der Anfang – mit der richtigen Strategie kann man das Beste aus jedem Ergebnis machen.

Über den Autor : Kore Eckstein

Kore entdeckte ihre Leidenschaft für die Medizin ursprünglich in der 10. Klasse. Nach dem Abitur nahm sie sich ein Jahr Zeit zur Orientierung, absolvierte ein Praktikum in der Psychiatrie und begann schließlich eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. Während dieser Ausbildung faszinierten sie besonders die medizinischen Themen und in der praktischen Arbeit als Therapeutin in der orthopädischen Rehabilitation schätzte sie das medizinische Umfeld sehr. Diese Erfahrungen motivierten sie, ihren Weg in die Medizin weiterzuverfolgen. Der erste Versuch im TMS während ihrer Ausbildung brachte zwar nur 42%, doch nach ihrem Abschluss widmete sie sich drei Monate intensiv der Vorbereitung und erzielte im zweiten Anlauf überzeugende 98%. Mit diesem Ergebnis erhielt Kore mehrere Zusagen von deutschen Universitäten und kann ihr Medizinstudium im Wintersemester 2024/25 beginnen.

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