Den Beschluss, Humanmedizin zu studieren, fasste ich während meiner Ausbildung. Doch der Weg dahin erwies sich als echte Herausforderung, da mein Abitur-Durchschnitt nicht ausreichte. Eine andere Lösung musste her: Der TMS (Test für medizinische Studiengänge). Mit einem hohen Ergebnis stiegen meine Chancen auf einen Studienplatz erheblich.
In diesem Bericht teile ich mit euch meine persönlichen TMS Erfahrungen und Einblicke, die ich während meiner eigenen Reise durch diesen anspruchsvollen Test gesammelt habe.
Der frühe Vogel… bereitet sich auf den TMS vor
Mittlerweile darf der TMS einmal wiederholt werden, wobei das beste Ergebnis unbefristet gilt. Bei meinem ersten Anlauf versuchte ich, möglichst viel Geld und Zeit zu sparen, indem ich mich auf frei zugängliche Übungen aus dem Internet verließ. Mit dieser Strategie landete ich jedoch bei nur 42% – im unterdurchschnittlichen Bereich.
Für den zweiten Versuch beschloss ich, auf keinen Fall an falscher Stelle zu sparen. Ich startete mit einem Wochenendkurs, um eine solide Basis zu schaffen. Darauf aufbauend nutzte ich die zusammenhängenden Lernreihe von Medcoaches, die mir genügend Übungen für drei Monate Lernzeit bot und mir half, einen strukturierten Lernplan zu erstellen.
Startschuss: „Abenteuer TMS“ beginnt – der Abend davor
Meine Vorbereitungen begannen mit der Auswahl der richtigen Materialien, Kleidung und des Essens. Ich beschränkte mich auf das Nötigste: Bleistifte, Radiergummi, Anspitzer, ein paar bunte Stifte und einen Textmarker sowie einen Digitalwecker ohne Tonsignal.
Ein kleiner Tipp: Da im Test oft jede Sekunde zählt, solltest du dich auf wenige Stifte beschränken und unnötiges Markieren vermeiden. Nutze nur die Materialien, die dir während der Bearbeitung einen tatsächlichen Mehrwert bringen.
– Essen:
Mein Essen wählte ich so aus, dass ich es parallel zur Aufgabenbearbeitung ohne kleckern oder kleben essen konnte und vor allem gut vertrug. Ich entschied mich für Cherrytomaten, Nüsse und ein belegtes Brötchen, dass ich am Morgen vorher noch vom Bäcker holen wollte. Außerdem zwei Energieriegel, eine Banane und einen Ingwershot für den nötigen Energiekick zwischendurch. Als Getränk nahm ich eine große Flasche Wasser mit. Auf Kaffee oder Tee verzichtete ich, damit ich nicht unnötig oft zur Toilette müsste.
– Kleidung:
Ich wählte den wohlbewährten Zwiebellook mit einem Pullover über einem T-Shirt, einer bequemen Sporthose und Sneakern. Meine Haare steckte ich locker zurück.
Ganz nach meinem Grundprinzip für den zweiten TMS-Anlauf, sparte ich keine Kosten und Mühen und nahm mir für die Nacht vor dem TMS ein Hotelzimmer direkt neben dem Testgebäude, um Risiken wie ausgefallene Bahnen oder Staus morgens zu vermeiden. Am Abend vorher plante ich genügend Zeit für den Weg zum Bäcker und zum Testort ein und ging früh schlafen.
TMS-Testtag: Herausforderungen und wie ich sie gemeistert habe
08:20 Uhr:
Auf dem Platz vor dem Eingang war es erstaunlich ruhig, trotz der vielen jungen Menschen. Jeder war völlig in sich gekehrt und mit seinen eigenen Gedanken oder einem kurzen Telefonat zum Glück wünschen beschäftigt. Die Ankunftszeit war zwischen 8 und 9 Uhr festgelegt. Mit einem Blick auf die Uhr und die lange Schlange am Eingang, wartete ich lieber noch etwas an der frischen Luft. Nach und nach wuchs die Unruhe und Nervosität unter den Menschen, je mehr eintrafen und je näher der Testbeginn rückte.
08:40 Uhr:
Schließlich stellte auch ich mich in die Schlange und wurde freundlich begrüßt. Die entspannte Art der Kontrollierenden am Eingang besänftigte die angespannte Stimmung und etwas lockerer ging es weiter in eine große Halle mit hohen Decken, die zu meiner linken durch Trennwände und einen hohen Vorhang abgestellt war. Davor stand eine lange Tischreihe zur Anmeldung.
Am Tisch für Sektor „A“ Ich bekam ein grünes Einlassbändchen und Etikettenstreifen für meine Testhefte. Die nette Frau am Anmeldetisch erklärte mir sehr geduldig den weiteren Ablauf und beantwortete alle meine Fragen: „Als nächstes gib bitte deine Sachen an der Garderobe ab und geh nach der Taschenkontrolle in den Testraum.“
08:50 Uhr:
Während ich in der langen Schlange zur Garderobe stand, packte ich in Ruhe alles aus dem Rucksack in eine durchsichtige Plastiktüte. Da bemerkte ich, dass die Anzeige auf meinem Funkwecker verschwunden war! Kurzzeitig verzweifelt drückte ich alle möglichen Tasten, doch ohne Erfolg. Resigniert steckte ich ihn zurück und hoffte sehr, dass es im Testraum Uhren an den Wänden gab. Während ich mir gut zusprach, bewegte sich die Schlange schleppend durch die volle Halle und ich machte mir langsam Sorgen, dass ich zu spät kommen könnte. Endlich kam ich an die Reihe und bekam meinen Garderobenchip.
09:20 Uhr:
Ich bog zur Einlasskontrolle ab, wo sechs junge Menschen den Inhalt unserer durchsichtigen Taschen inspizierten. Einige Teilnehmende packten noch hektisch um und ich checkte noch ein letztes Mal meinen Inhalt, damit ich nicht noch einmal zur Garderobe zurückmüsste. Mit noch 25 Minuten bis zur Begrüßung blieb genug Zeit, meinen Platz zu finden und einzurichten und zur Toilette zu gehen. Nach der kurzen Kontrolle betrat ich den größten Teil der Testhalle, dessen Anblick mir bisher durch den großen Vorhang verwehrt geblieben war. Vor mir breitete sich eine riesige Fläche mit unzähligen Tischen aus, die ordentlich in Reih und Glied aufgestellt waren.
Sektor „A“ lag ganz vorne rechts und ich suchte mir einen Platz in der Mitte meines Sektors aus. Zu meiner Enttäuschung hingen weit und breit keine Uhren an den Wänden. Dafür hatten die meisten anderen einen Wecker dabei und ich konnte zwischendurch einen Blick auf die Wecker der Teilnehmenden vor mir werfen. Puh, nochmal Glück gehabt! Seit meinem Weg vom Eingang bis hierher, war die Spannung stetig gestiegen. Auf der erhabenen Bühne vor uns sammelten sich die Testleitenden an ihren Tischen und überblickten den großen Saal voller aufgeregt plaudernder Teilnehmender. Einige, mich eingeschlossen, versuchten sich ruhig zu fokussieren. Gegen den ersten Anflug von Hunger aß ich schonmal ein paar Nüsse.
09:45 Uhr:
Durch ein Mikrofon wurden wir begrüßt. Alle verstummten sofort und setzten sich auf ihre Plätze. Die Regeln und der Ablauf wurden erklärt, aber das meiste kannte ich schon aus dem ersten TMS. Die Untertests waren auf andersfarbigen Blättern gedruckt, sodass die Leitenden sehen konnten, ob jemand zu früh oder spät umblätterte – was strengstens verboten war. Bei Fragen oder wenn wir raus wollten, standen uns die jeweiligen Betreuenden des Sektors zur Verfügung, die wir bei der Anmeldung schon kennenlernen durften. Es beruhigte mich etwas, schon eine Vertraute in dieser Ausnahmesituation an meiner Seite zu haben. Wir klebten unseren ersten Etiketten auf das Vormittags-Testheftes. Nachdem jeder auch noch seinen Namen auf das Testheft geschrieben hatte, gab es das Startsignal.
10:00 Uhr: Testbeginn Vormittagsteil
Der Test begann mit dem Untertest „Muster zuordnen“ (24 Aufgaben, 30 Minuten). Meine Kreuzblick-Technik sparte erheblich Zeit, sodass ich schon nach 20 Minuten fertig war.
Nach einem kurzen Snack und einem Gang zur Toilette, begann der nächste Teil: „Medizin-naturwissenschaftliches Grundverständnis“ (24 Aufgaben, 60 Minuten). Dank meiner Ausbildung und dem Hintergrundwissen aus den Medcoaches Büchern konnte ich die meisten Aufgaben relativ einfach lösen.
Es folgte „Schlauchfiguren“ (24 Aufgaben, 15 Minuten). Die Aufgaben kamen mir sogar etwas einfacher vor als einige Übungen der Medcoaches, sodass ich schnell durchkam. Manche Bilder markierte ich, um sie mir nach dem ersten Durchgang noch einmal anzusehen. Zum Schluss war ich mir bei allen Bildern sicher und hatte noch ein paar Minuten Zeit, die ich nutzte, um meinen Nacken vom starren Blick nach unten zu entspannen.
Schließlich folgte „Quantitative und formale Probleme“ (24 Aufgaben, 60 Minuten), vor dem ich am meisten Sorge hatte. Dank strukturiertem Üben mit den Medcoaches Lernheften und im Vorbereitungskurs, kam ich aber gut voran. Zuerst überflog ich alle Aufgaben und bearbeitete die, welche man in kurzer Zeit berechne konnte.
13:00 Uhr: Endlich Pause
Der Aufruf zum Ende des Vormittagsteils riss mich aus den Matheaufgaben und stolz, so vieles gut gemeistert zu haben, schloss ich mein Testheft. Während die meisten zur Garderobe strömten blieb ich eine Weile sitzen, um tief durchzuatmen und meine Muskulatur zu entspannen. Mit großem Hunger schnappte ich mir meinen Proviant und holte mein Handy aus der Garderobe ab, an der die Schlange dieses Mal sehr schnell voran ging. Dann ging ich an die frische Luft und aß sitzend meine Brötchen und Nüsse auf. Ich fühlte mich körperlich erschöpft. Kurz vor Pausenende gab ich mein Handy zurück und ging nach einer zweiten Einlasskontrolle zurück an meinen Tisch. Dort holte ich mir die nötige Energie für den Nachmittagsteil durch einen Energieriegel und eine Banane. Bevor es weitergehen sollte, ging ich noch einmal zur Toilette.
14:00 Uhr: Testbeginn Nachmittagsteil
Die dünnen Hefte mit dem ersten Teil „Figuren und Fakten lernen, Einprägphase“ (20 Figuren in 4 Minuten, 15 Fakten in 6 Minuten) wurden ausgeteilt. Wir klebten unsere Etiketten darauf und auf das Signal von der Bühne ging es los. Ich hatte Schwierigkeiten, mit allen Figuren unterschiedliche Bilder zu assoziieren, da viele sehr ähnlich aussahen. Trotz einiger Übungen vorher, musste ich ein paar Figuren auslassen. Nahtlos ging es zu den Fakten weiter. Hier nutzte ich eine Methode, bei der ich mir alle Fakten der gleichen Altersgruppe bildlich im gleichen Raum vorstellte. Auch jetzt schaffte ich es nicht, mir jede Person einzuprägen. Während die Testhefte eingesammelt wurden, wiederholte ich mental meine assoziierten Bilder für die Figuren und Fakten.
Als schließlich jeder sein neues Testheft für den Nachmittagsteil vor sich liegen und mit einem Etikettenauskleber versehen hatte, begann der Teil „Textverständnis“ (24 Aufgaben, 60 Minuten). Zuerst überflog ich die 6 Fragen zum jeweiligen Text und merkte mir zwei oder drei einfache. Ich las mir die Texte einmal aufmerksam durch, markierte wichtige Schlagwörter und notierte Stichworte und beantwortete die gemerkten Fragen sofort, wenn ich etwas zu ihnen las. Danach kamen die restlichen Fragen und ich versuchte, für alle ein Kreuz auf dem Antwortbogen zu setzen. Unsichere Stellen markierte ich, um sie am Ende zu wiederholen.
Die Zeit verging schnell und es folgte die Reproduktionsphase von „Figuren und Fakten lernen“ (20 Figuren in 5 Minuten, 20 Fragen zu Fakten in 7 Minuten). Bei einigen Figuren musste ich raten, aber beim Faktenteil kam ich durch das Ausschlussprinzip gut zurecht.
Schnell aß ich einen letzten Energieriegel, um beim letzten Test vom Zuckerkick zu profitieren: „Diagramme und Tabellen“ (24 Aufgaben, 60 Minuten). Hier arbeitete ich nach dem gleichen Prinzip wie im Matheteil: Zuerst die einfachen Aufgaben. Ich kam besser voran als erwartet und musste zum Schluss nur bei wenigen Fragen raten.
16:55 Uhr: Das Ende
Das Weckerklingeln ertönte und ich ließ erschöpft den Stift fallen. Mein zweiter und letzter Versuch des TMS war vorbei. Insgesamt hatte ich ein gutes Bauchgefühl, doch in der Garderobenschlange hörte ich Gesprächsfezen, die mich an meinem guten Gefühl zweifeln ließen. Hatte ich die Aufgaben zu leicht genommen und falsch beantwortet? Aber ich wollte mir keine Sorgen machen, bevor ich nicht in 45 Tagen das Ergebnis bekommen würde.
Schlusswort: Leben nach dem TMS und warum es sich lohnt, dranzubleiben
In den folgenden Wochen musste ich mich zusammenreißen, nicht zu viel zu grübeln. Am Morgen des 22. Dezember öffnete ich die Datei mit meinem Testergebnis und konnte es kaum glauben: 98%! Damit war mir ein Studienplatz fast sicher. Die investierte Zeit und das Geld hatten sich definitiv gelohnt.
Ein Blick auf meine Prozentränge der einzelnen Aufgabengruppen zeigte mir, dass meine größte Schwachstelle „Figuren und Fakten lernen“ war. Hätte ich diesen Teil öfter geübt, dann wäre es mir schneller gelungen, passende Bilder zu den Figuren und Fakten zu assoziieren. Doch letztendlich hatte ich mir bewiesen, dass ich mit genug Einsatz viel erreichen kann.
Meine abschließenden Ratschläge:
Gib nicht auf, wenn das Lernen schwerfällt. Es liegt nicht an dir! Mit regelmäßigen Wiederholungen, genügend Zeit und gutem Lernmaterial kannst du dein Ziel erreichen. Konzentriere dich auf deine Schwächen und überwinde dich, diese intensiver zu lernen. Wenn der TMS schlecht läuft, nutze deine Chance zur Wiederholung und investiere genug Zeit, Energie und eventuell Geld in den zweiten Versuch.
Ich hoffe, dass dir meine TMS Erfahrungen auf deinem Weg zum Medizinstudienplatz helfen konnten.