Endlich ist es so weit, die Ergebnisse des letzten Medizinertests/TMS (Test für medizinische Studiengänge) im Mai 2024 wurden veröffentlicht. Hier erfährst du, wie die Bewertung im TMS aufgebaut ist, wie der letzte Test im Mai ausfiel und am aller wichtigsten: wie du diese Informationen zu deinem Vorteil optimal nutzen kannst.
Mai-TMS: Was die Ergebnisse zeigen
Wenn du dich jetzt gerade auf den TMS vorbereitest oder ihn in den nächsten Monaten in Planung hast, bieten dir die Ergebnisse der letzten Tests eine gute Grundlage für deinen Lernprozess. Außerdem helfen die Bewertungen der letzten Untertests, um Rückschlüsse auf die Schwierigkeiten und das Niveau der anderen Teilnehmenden im letzten Test zu schließen und so den Ablauf und die Bewertung besser einzuschätzen.
Wie du die Ergebnisse zum Lernen nutzen kannst:
Bei der Bewerbung für Medizin zählen an den Universitäten nicht nur die Abiturnoten. Es gibt noch die „zusätzliche Eignungsquote“ (ZEQ) und das „Auswahlverfahren der Hochschule“ (AdH). Zuerst ist es wichtig zu berechnen, welchen Prozentrangwert (0-100%) bzw. Standardwert (70-130) du im TMS benötigst, um zusammen mit deiner Abiturnote eine Zusage zum Medizinstudium bei einer bestimmten Universität zu bekommen. Dabei solltest du beachten, dass viele Universitäten dein TMS-Ergebnis unterschiedlich gewichten. Diese Information findest du einfach online und die Berechnung ist schnell getan.
Beispiel: In der Universität Heidelberg werden neben 30% der Plätze für die Abiturbestenquote noch 10% der Studienplätze über die ZEQ und 60% über das AdH vergeben. In die 60% der Plätze über das AdH zählt zu 46% die Abiturnote, zu 44% das TMS-Ergebnis und eine Berufsausbildung (4%), Berufstätigkeit (2%), ein Dienst/Ehrenamt (2%) und Bildungspreise (2%). Für die Abiturnote werden die Abiturpunkte durch Länderlisten in Prozentränge umgerechnet, sodass eine gleiche Note in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Prozentränge ergeben kann. Durch alle zutreffenden Faktoren wird zuletzt eine Rangliste erstellt. Um im Wintersemester 23/24 an der Universität Heidelberg durch das AdH angenommen worden zu sein, benötigte man mindestens 64,5 Rangpunkte. Mit einer Abiturnote von ca. 1,0 hatte man eine Abitur-Prozentrang von 99. Damit man nun über die 64,5 Rangpunkte gelang, benötigte man einen TMs Standardwert von 101. Also ein nur knapp überdurchschnittliches Ergebnis (da ein Standardwert von 100 genau den Durchschnitt markiert).
Daraus kannst du nun ganz einfach berechnen, wie viele Punkte du in den jeweiligen Untertests zumindest im letzten TMS benötigt hättest, um mindestens dein Wunschergebnis im TMS zu bekommen. Diese Herangehensweise bietet dir natürlich nur eine grobe Orientierung, aber man kann nie ganz auf die letzten Ergebnisse vertrauen, da der TMS jedes Semester neu abläuft und Aufgaben verändert werden. Du bekommst eine realistische Einschätzung für deine Fähigkeiten und deinen Lernfortschritt, besonders wenn du am TMS zum ersten Mal teilnehmen willst. Du kannst gezielt lernen und dir viel Zeit ersparen.
Beispiel: Laut der oben genannten Ausgangslage reicht es den Ergebnissen aus dem Mai 2024 nach zu urteilen für einen TMS- Standardwert von 101, wenn du im Untertest „Muster zuordnen“ mindestens 13 Punkte erreichst (damit du in diesem Untertest einen Standardwert von 102 hast). Wenn du also beim Lernen dieses Tests einen guten Stand erreicht hast, bei dem du jedes Mal über ca. 13 Punkte kommst, kannst du dich mit einem besseren Gewissen mehr auf andere Untertests fokussieren.
TMS-Bewertung im Überblick
Das Endergebnis setzt sich aus vier Werten zusammen. Es gibt die Punktzahl der einzelnen Untertests, den Prozentrangwert, den Testwert oder auch Standardwert und das Notenäquivalent.
– Punktzahl: Insgesamt hat der TMS 184 Aufgaben, von denen 26 Einstreuaufgaben sind, für die es keine Punkte gibt, da sie nur zu statistischen Zwecken und zur Erprobung neuer Aufgaben dabei sind. Für jede deiner richtigen Antworten auf eine der 158 bewerteten Aufgaben gibt es einen Punkt. Du kannst also pro Untertest höchstens 20 Punkte (bei „Textverständnis“ 18 Punkte), im gesamten Test maximal 158 Punkte erreichen. Um ein gutes Ergebnis zu bekommen und zu den besten 10% der Teilnehmenden zu zählen, waren in Vergangenheit etwa 70% richtige Antworten nötig, also ca. 111 – 158 Punkte.
– Prozentrangwert: Schlussendlich zählt bei der Bewerbung nicht die absolute Punktzahl, sondern deine Punktzahl im Vergleich zu der aller anderen, die genau den gleichen Test wie du geschrieben haben; der Prozentrangwert. Dadurch wird die Bewertung fair, denn unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Aufgaben in den TMS spielen so eine unwichtige Rolle. Wenn du zum Beispiel besser abgeschnitten hast als 90% der Teilnehmenden am gleichen Testtag, dann hast du einen Prozentrangwert von 90%. Das wiederum bedeutet, dass 10% mehr Gesamtpunkte erreicht haben als du.
– Standardwert (Testwert): Durch einen Vergleich der Prozentrangwerte aller Teilnehmenden ergibt sich eine Glockenkurve, die den Standardwert abbildet. Die Werte reichen von 70 bis 130. Beträgt dein Standardwert beispielsweise 100, bedeutet das, dass du mit einem Prozentrangwert von 50% besser warst als 50% aller Teilnehmenden. Ein Standardwert von 130 bildet die Personen mit dem besten Ergebnis ab, ein Wert von 70 die mit dem schlechtesten Ergebnis. Die Durchschnittswerte sind zwischen 90 und 110, in diesem Bereich liegen normmalerweise die Werte von ca. 68% aller Teilnehmenden. Die Wahrscheinlichkeit, einen besonders hohen oder niedrigen Standardwert zu erreichen wird also immer geringer, je höher/niedriger der Wert sinkt. Je niedriger dein Standardwert (z.B. 110) bei einem jeweiligen Untertest in Relation zu einem hohen Prozentrangwert (z.B. 100%), desto besser haben die anderen Teilnehmenden ebenfalls in diesem Untertest abgeschnitten. Das ergibt sich daraus, dass die Prozentrangwerte aller Teilnehmenden für jeden Untertest eine Normalverteilung abbilden sollen.
– Notenäquivalent: Letztendlich wird dein Testergebnis noch einmal in eine Note mit einer Nachkommastelle, wie in der Oberstufe der Schule, umgerechnet. Dieses Notenäquivalent sagt allerdings für die Bewerbung an Hochschulen nicht viel aus, da es maßgeblich auf die Ergebnisse der anderen Teilnehmenden ankommt. Ich hatte z.B. in meinem ersten TMS-Versuch eine Note von 1,9 aber trotzdem nur einen Prozentrangwert von 42%, das heißt 58% der anderen Teilnehmenden an meinem Testtag hatten ein besseres Ergebnis und eine bessere Note als ich.
Der Standardwert und Prozentrangwert werden auch für jeden einzelnen Untertest berechnet und dir mit deinem Testbericht geschickt. So kannst du nachvollziehen, wie sich deine Gesamtbewertung zusammensetzt.
Analyse der TMS-Punktzahlen im Mai
Das Ziel der Testhersteller ist es, dass bei allen Untertests möglichst die durchschnittliche Punktzahl 10 (bei Textverständnis 9) erreicht wird. Am Mittelwert (MW) der Punktzahlen aus dem letzten TMS im Mai ist zu sehen, dass diese größtenteils erreicht wurde. Die Untertests Medizinisch-Naturwissenschaftliches Grundverständnis, Textverständnis, Fakten lernen und Diagramme und Tabellen liegen an beiden Testtagen nah im mittleren Bereich.
Auffälligkeiten:
– Die Verteilung der Punkte in Muster erkennen am zweiten Tagen weicht mit einem MW von 14 stärker von 10 ab als am ersten Tag mit einem MW von 11,2. Die Teilnehmenden hatten am zweiten Tag bessere Ergebnisse, was auch an den 11% mit einer vollen Punktzahl von 20 Punkten erkennbar ist (an Tag 1 hatten nur 5% die volle Punktzahl). Die volle Punktzahl in Muster erkennen zu erreichen gelingt vor allem durch den Kreuzblick, eine relativ neue Methode.
– In Medizinisch-Naturwissenschaftliches Grundverständnis erreichten am ersten Tag 8% und am zweiten Tag 11% eine Punktzahl über 15. Die volle Punktzahl (20 Punkte) erreichte an beiden Tagen niemand.
– Schlauchfiguren fiel an beiden Tagen ähnlich aus. Der Untertest lag mit einem MW am ersten Tag von 14,1 und am zweiten Tag von 14,3 Punkten weit über dem Durchschnitt von 10. Viele Testteilnehmende waren in diesem Untertest überdurchschnittlich gut. Eine Punktzahl über 15 erreichten 41% an Tag 1 und 42% an Tag 2.
– In Quantitative und formale Probleme lag der MW am ersten Tag bei 9 Punkten und am zweiten Tag bei 8,2 Punkten und damit unter dem Durchschnitt. Die Teilnehmenden schneiden in diesem Untertest nicht gut ab. Am ersten Tag erreicht niemand 20 Punkte und am zweiten Tag erzielt keiner 19 und 20 Punkte.
– In Textverständnis schlossen am zweiten Tag 7% der Teilnehmenden über 15 Punkten etwas besser ab als am ersten Tag nur 5%.
– Bei Figuren lernen zeigt sich ein überdurchschnittlicher MW besonders am zweiten Tag mit 13,4 Punkten. Auch die Anzahl der Teilnehmenden, die über 15 Punkte erreichten, lag am zweiten Tag (35%) deutlich höher als am ersten Tag (22%).
– Bei Fakten lernen erreichten am ersten Tag 17% über 15 Punkte und am zweiten Tag 19%. Auffällig am ersten Tag ist, dass der Bereich von 15 und 13 Punkten hoch abgedeckt ist mit 10% bzw. 11% der Teilnehmenden. Am zweiten Tag verläuft die Verteilung etwas flacher und breiter.
– Im letzten Untertest Diagramme und Tabellen erlangte am ersten Tag niemand 18 und 20 Punkte, 3% bekamen 19 Punkte und insgesamt lagen 9% über 15 Punkten. Am zweiten Tag lagen 11% über 15 Punkten, wobei jeweils nur 1% der Teilnehmenden 18, 19 und 20 Punkte erreichte. Am ersten Tag fällt auch hier die hohe Anzahl der Teilnehmenden auf, die 6 (19%), 8 (17%) und 12 (14%) Punkte verzeichnete.
Verteilung der erreichten Punktzahlen und Durchschnittswerte des Medizinertests am 11. Mai 2024:
Verteilung der erreichten Punktzahlen und Durchschnittswerte des Medizinertests am 12. Mai 2024:
[Anmerkungen zu den Grafiken: die Daten basieren auf Rückmeldungen der Teilnehmenden, für einige Bereiche fehlen daher die Zahlen. Diese Bereiche wurden in den Verteilungskuren grau gefärbt, da sie nicht den exakten Kurvenverlauf abbilden.]
Im Schnitt zeichnet sich ab, dass am zweiten Testtag die MW höher waren als am ersten Testtag, bis auf Quantitative und formale Probleme und Fakten lernen. Die durchschnittliche Gesamtpunktzahl am ersten Testtag sind 87,1 Punkte und am zweiten Tag 92,1 Punkte. Mögliche Gründe für diese Unterschiede können sein:
– Die Aufgaben an den beiden Testtagen könnten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gehabt haben, was zu Unterschieden in den erreichten Punktzahlen führt
– Am zweiten Testtag könnten insgesamt leistungsstärkere Teilnehmende teilgenommen haben, während am ersten Tag möglicherweise Teilnehmende mit einem niedrigeren Leistungsniveau angetreten sind
– Die psychologische Verfassung der Teilnehmenden, wie Stresslevel, Nervosität, Müdigkeit und auch Selbstvertrauen, kann an verschiedenen Tagen variieren und die Leistung beeinflussen, Teilnehmende könnten am zweiten Tag entspannter gewesen sein
– Die Information, dass die Tests in Vergangenheit am zweiten Tag oft besser ausfielen als am ersten Tag könnte als weiterer psychologischer Faktor eine Rolle gespielt haben
– Unterschiede in den äußeren Bedingungen (wie Raumtemperatur, Beleuchtung, Lärmpegel) könnten die Leistung beeinflussen
– Unterschiede im Zeitmanagement und im Ablauf des Tests könnten die Punktzahlen beeinflussen. Zum Beispiel könnten Teilnehmende am ersten Tag mehr Zeit für einige Aufgaben benötigt haben, was ihre Gesamtpunktzahl beeinflusst
– Weitere äußere Faktoren wie das Wetter am Testtag, die zuständige Testleitung und die Zusammensetzung des Teams am Testtag spielen indirekt ebenfalls eine Rolle
Schlüsselgedanken zur Testvorbereitung
Die TMS-Ergebnisse vom Mai 2024 bieten wertvolle Einblicke für deine zukünftige Teilnahme. Die Punktetabellen und Verteilungskurven zeigen, dass die durchschnittlichen Punktzahlen am zweiten Testtag höher waren als am ersten, außer bei Quantitative und formale Probleme sowie Fakten lernen. Viele Ergebnis-Unterschiede lassen sich durch verschiedene Faktoren wie Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, Leistungsniveau der Teilnehmenden und äußere Bedingungen erklären. Um sich optimal auf den TMS vorzubereiten, solltest du diese Erkenntnisse nutzen, um deine Lernstrategien zu optimieren und gezielt auf die Anforderungen des Tests einzugehen. Eine gründliche Vorbereitung und das Verständnis der Bewertungsmechanismen sind entscheidend für den Erfolg im TMS.